Was haben wir aus der Coronakrise für die 24-Stunden-Betreuung gelernt?

Wien (pts014/04.08.2020/10:00) – Das Pflegesystem in Österreich wurde von COVID-19 gehörig auf die Probe gestellt. Auch die 24-Stunden-Betreuungsagenturen waren mit einer Situation konfrontiert, die es davor noch nicht gab. Was sind die Learnings daraus? Wie geht es den BetreuerInnen? Und wo gibt es Handlungsbedarf, um auch in Zukunft eine qualitativ hochwertige 24-Stunden-Betreuung gewährleisten zu können? Eine Situationsbeschreibung von Help-24 GmbH aus Wien Floridsdorf.

Das Gute: Geringe Infektionsgefahr in der 24-Stunden-Betreuung

Von Anfang an war klar, dass die 24-Stunden-Betreuung hinsichtlich der Infektionsgefahr mit Covid-19, im Vergleich zum Pflegeheim, eine sehr sichere Möglichkeit der Altenpflege ist. Denn dort gab es keine Ansammlung von Menschen und daher nur geringe Infektionsmöglichkeiten. Vorausgesetzt natürlich, dass die Menschen von außen versorgt wurden und weder die zu Betreuenden noch die Betreuungskräfte für tägliche Erledigungen auf die Straße mussten.

Hier waren die Vermittlungsagenturen mehr als gefordert. Denn plötzlich mussten sie nicht nur die Vermittlung der BetreuerInnen übernehmen, sondern zusätzlich auch die Versorgung mit täglich Notwendigem – sofern die Angehörigen hier nicht einspringen konnten oder freiwillige Initiativen der Bevölkerung dies abdecken konnten. Deswegen war und ist es besonders wichtig, dass die Vermittlungsagentur vor Ort und in der Nähe ist, um hier rasch reagieren zu können.

Turnuswechsel der BetreuerInnen muss sichergestellt werden

Eine 24-Stunden-Betreuung erfolgt in der Regel durch zwei BetreuerInnen, die sich circa alle 2 bis 4 Wochen abwechseln. Damit ist eine gute Betreuung erst möglich. Die meisten BetreuerInnen reisen für den Betreuungszeitraum aus angrenzenden Ost-Ländern an, wo sie und ihre Familien leben. Ein Grenzübertritt ist hier jedenfalls erforderlich. Zum Lockdown wurden die Grenzen jedoch geschlossen, sodass eine Anreise nicht möglich war. Das Aufrechterhalten der Betreuung war somit nur durch großen – auch persönlichen – Aufwand möglich. Manche Betreuungskräfte blieben bis zu 14 Wochen im Dauereinsatz.

Die Politik brachte nur eingeschränkt Lösungen, wie beispielsweise die Transferflüge für Betreuungskräfte aus Rumänien. Allerdings war dies bei weitem nicht ausreichend. Um zukünftig eine 24-Stunden-Betreuung im Falle eines allfälligen weiteren Lockdown sicherstellen zu können, ist die Politik gefordert. Sie müssen den Austausch und Grenzübertritt für Betreuungskräfte so sicherstellen, dass der 2 bis 4 wöchentliche Turnus der Betreuung auch erfolgen kann.

Gute Rahmenbedingungen für Betreuungskräfte schaffen

24-Stunden-BetreuerInnen sind es gewohnt das Haus nur sehr eingeschränkt zu verlassen. In der Regel machen sie dies nur zum Einkaufen, für gemeinsame Arztbesuche, für einen Spaziergang oder für die eigene Freizeit. Ja, es heißt zwar 24-Stunden-Betreuung, aber jeder/m Betreuerin steht täglich eine 2-stündige Pause zur Verfügung. Außer die Rahmenbedingungen vor Ort lassen das nicht zu, dann gibt es Sondervereinbarungen. Ruhephasen sind für Betreuungskräfte enorm wichtig, damit sie letztendlich ihre Arbeit gut machen können.

24 Stunden im Einsatz zu sein, oftmals auf engem Raum, ausschließlich mit der zu betreuenden Person, fernab der eigenen Familie, ist eine große Herausforderung. Da braucht es, wie in anderen Berufen genauso, regelmäßig Ruhephasen, um beispielsweise einen Spaziergang in der Natur zu machen oder, um in Ruhe mit der eigenen Familie zu Hause telefonieren zu können.

„Leider stoßen wir hier sehr oft auf Widerstand bei Erstgesprächen. Das Verständnis ist nicht da, dass jeder Mensch einmal eine Pause braucht. Wir haben oft sogar den Eindruck, dass BetreuerInnen wie Menschen 2. Klasse behandelt werden. Sie werden für 24 Stunden bezahlt, also müssen sie auch 24 Stunden arbeiten, hören wir oft. Aber, dass jeder Angestellte bei 8 Stunden Arbeit 30 Minuten Mittagspause machen darf, ist selbstverständlich. Das entbehrt jeder Logik und macht uns traurig, denn unsere BetreuerInnen leisten wirklich Großartiges“, erzählt der Geschäftsführer von Help-24, Christian Wegscheider.

Zu Lockdown-Zeiten war es für die BetreuerInnen selbstverständlich, dass sie 24 Stunden zu Hause bei der zu betreuenden Person blieben – ohne Pause und ohne Spaziergang. Denn die Gesundheit der Kunden stand im Vordergrund. Die eigenen Bedürfnisse wurden hintenangestellt. Fast alle blieben zur Betreuung in Österreich – auch aus Angst davor kein Einkommen mehr zu haben und in der Heimat bleiben zu müssen, weil die Grenzen geschlossen waren. Eine Loyalität dem Auftraggeber gegenüber, die sich viele nur wünschen würden.

In den letzten Wochen wurde immer wieder gefordert, dass ÖsterreicherInnen die 24-Stunden-Betreuung übernehmen sollen. Warum funktioniert das nicht? Die Bezahlung im Bereich der Pflege ist immer noch sehr gering. Der Lebensunterhalt hier in Österreich kann damit kaum finanziert werden. Der Schlüssel liegt in den Förderungen, die zurzeit viel zu niedrig sind. Derzeit gibt es pro Familie maximal 550 Euro an Förderung.

Während man die 24-Stunden-Betreuung zum Großteil selbst entrichten muss, wird ein Platz im Pflegeheim vom Staat bezahlt, auch wenn dieser Betrag bei einem 3- bis 5-Fachen liegt. Das Geld spielt dabei keine Rolle. Bei der 24-Stunden-Betreuung allerdings schon. Jeder Euro wird umgedreht. Je günstiger, umso besser, lautet die Devise. Das geht sich somit für österreichische BetreuerInnen nicht aus. Mit höheren Förderungen könnte das Lohnniveau der 24-Stunden-Betreuung endlich angehoben und somit auch für österreichische Betreuungskräfte attraktiver werden.

Für BetreuerInnen aus den angrenzenden Ost-Ländern ist die Bezahlung immer noch so, dass sie zu Hause davon leben können. Dafür nehmen sie auch sehr viel in Kauf, wie man zu Corona-Zeiten sehen konnte. Frau Margareta Dogarel aus Rumänien war zum Beispiel 12 Wochen am Stück in Österreich im Einsatz, ganze 3 Monate. Jetzt nach der Krise berichtet sie: „Nach 12 Wochen hier in Österreich konnte ich wieder nach Hause reisen. Musste dort allerdings mit meinem Mann 2 Wochen in Quarantäne. Und jetzt nach 6 Wochen kehre ich wieder zur Arbeit zurück und erlebe leider den Stress der letzten Tour noch einmal. Ich weiß nicht wann ich wieder nach Hause fahren kann.“

Help-24 GmbH ist ein österreichisches Unternehmen mit österreichischer Unternehmensführung, das seit 2012 mehr als 300 Pflegebedürftige betreut und seinen Firmensitz in Wien Floridsdorf hat. Rund 120 Pflegerinnen und Pfleger sind im Dauereinsatz für Menschen, die zu Hause Betreuung benötigen. Für Help-24 steht der Mensch und sein Wohlbefinden an oberster Stelle. Das gilt sowohl für den Patienten, als auch für das Pflegepersonal. „Freude am Leben“ lautet das Prinzip!

(Ende)

Aussender: Help-24 GmbH Ansprechpartner: Bettina Haberl Tel.: +43 1 270610816 E-Mail: b.haberl@help-24.at Website: www.help-24.at