Pressegespräch „20. Kardiologiekongress Innsbruck“

Innsbruck (pts026/08.03.2018/15:00) – 20 Jahre Kardiologiekongress Innsbruck – 40 Jahre Dehnung der Herzkranzgefässe – 10 Jahre TAVI (Katheter-gestützte minimalinvasive Herzklappen-OP)

Österreichs größter Kardiologiekongress feiert Jubiläum! Was vor 20 Jahren mit viel Engagement und wenig Besuchern begann, freut sich heute jährlich über rund 1000 Besucher. Grund für den großen Andrang von Internisten und Kardiologen aus ganz Österreich, Südtirol und Bayern ist der selbstgewählte Auftrag, die neuesten Errungenschaften der Medizin rund um das Herz einmal jährlich bewusst praxisnahe zu vermitteln und im Kollegenkreis zu diskutieren.

„Für uns ist es das wichtigste, dass jede Medizinerin und jeder Mediziner persönlich etwas für die Praxis mitnehmen kann!“, sind sich die Teilnehmer an der Jubiläums-Pressekonferenz einig: Primaria Univ. Prof. Dr. Andrea Podczeck-Schweighofer, Präsidentin der Österr. Kardiologischen Gesellschaft, Univ. Prof. Dr. Günter Weiss, Direktor der Univ.-Klinik für Innere Medizin II und Interim. Direktor der Univ.-Klinik für Innere Medizin III, Innsbruck, Univ. Prof. Dr. Guy Friedrich, Univ.-Klinik für Innere Medizin III, Innsbruck und Univ. Prof. Dr. Nikolaos Bonaros, Univ.-Klinik für Herzchirurgie, Innsbruck. Zum Jubiläumskongress wurden als ReferentInnen bewusst ehemalige MitarbeiterInnen der Innsbrucker Kardiologie, die inzwischen an anderen Kliniken Karriere gemacht haben, eingeladen.

Das Kongressjubiläum ist Anlass, auch zwei kardiologische Jubiläen ins Rampenlicht zu rücken, die den enormen medizinischen Fortschritt am Herzen begreifbar machen: Vor 40 Jahren führte der deutsche Kardiologe Dr. Andreas Grüntzig in Zürich die erste Ballondehnung an einer Herzkranzarterie durch. Und indirekt hat diese Revolution in der Medizin auch mit dem Innsbrucker Kongress zu tun. Anfang der achtziger Jahre wurde dieser Eingriff in Innsbruck zum ersten Mal durchgeführt. Es blieb bei zwei bis drei Eingriffen pro Monat. Kein Wunder, dass sich in den achtziger Jahren nur eine kleine „kardiologische Insel“ als Subabteilung der „Inneren Medizin“ mit damaligem Schwerpunkt Hämatologie mit dem Herzen beschäftigte und Grüntzig’s Methode kultivierte.

Die Zahl der PatientInnen stieg in den neunziger Jahren deutlich an. Der Lebensstil der siebziger, achtziger Jahre – vorrangig das Rauchen – war die Ursache für eine deutliche Erhöhung der Risikofaktoren. Andererseits machte man auch in der Diagnose deutliche Fortschritte. 1996 wurde das erste Primariat für Kardiologie an der Universitätsklinik Innsbruck ausgeschrieben und die Kardiologie als eigene Abteilung mit den nötigen Ressourcen ausgestattet. 1997 trat Univ. Prof. Dr. Otmar Pachinger als erster Primar seinen Dienst an und hob 1998 den Innsbrucker Kardiologiekongress aus der Taufe.

Heute gehört das Auf dehnen von Gefäßen und Einsetzen von Stents, um die Gefäße offen zu halten, zum kardiologischen Alltag. Allein an der Universitätsklinik Innsbruck werden pro Jahr 2500 Stents in die Herzkranzgefäße von 2.000 PatientInnen eingesetzt. Österreichweit sind es an die 15.000. Im letzten Jahr verzeichnete Statistik Austria insgesamt 160.000 kardiologische Diagnosen und Therapien mit stationärem Aufenthalt. Die Tendenz ist steigend.

Statement zum 20. Kardiologiekongress Innsbruck

Primaria Univ. Prof. Dr. Andrea Podczeck-Schweighofer, Präsidentin Österr. Kardiologische Gesellschaft:

Als der 1. Kardiologie Kongress in Innsbruck vor 20 Jahren unter der Ägide von Prof. Otmar Pachinger und seiner Klinik-Mannschaft initiiert wurde, konnte niemand ahnen, dass sich dieser Kongress zu einem der größten (zahlenmäßig in manchen Jahren zum größten) österreichischen Kongresse für Kardiologie entwickeln würde! Das Erfolgsrezept dieser Tagung (im schönen spätwinterlichen Innsbruck!) war von Beginn an die geniale Verbindung aus neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen in allen Sub-Disziplinen der Kardiologie und ihre Überprüfung auf praktische Anwendbarkeit. So war auch von Anfang an das Zielpublikum definiert als täglich klinisch-kardiologisch tätige Ärztinnen und Ärzte. Wissensvermittlung auf eine ganz besondere Art zog und zieht nun zum 20. Mal Internistinnen und Internisten, Kardiologinnen und Kardiologen aus ganz Österreich im März nach Innsbruck! Auch diesem 20. Kardiologie-Kongress wünsche ich wieder vollen Erfolg!

Nähere Informationen: e & k Public -Relations GmbH, Charlotte Sengthaler, MA, Tel.: +436642030370, E-Mail: c.sengthaler@ekpr.at Univ. Prof. Dr. Guy Friedrich, Tel.: +05050481113, E-Mail: guy.friedrich@tirol-kliniken.at

Innsbrucker Kardiologiekongress: Ist die Herzklappen-OP am offenen Herzen ein Auslaufmodell?

10 Jahre TAVI (Transkatheter Aortic Valve Implantation): Von der Katheter gestützten, minimal-invasiven Herzklappen-OP profitieren Frauen stärker als Männer – die Dunkelziffer in Österreich an potentiellen PatientInnen, die ihre Lebensqualität verbessern und ihr Leben verlängern könnten, ist hoch!

Rund 20.000 Menschen leiden in Österreich an einem Herzklappenproblem. Tendenz steigend. Dementsprechend ist auch die Zahl der Herzklappen-Operationen in den letzten Jahren laufend gestiegen. Rund 2000 Menschen brauchen auch heuer wieder eine neue Herzklappe, weil die eigene durch altersbedingte „Verkalkung“ bzw. Entzündungen am Herzen so stark in Mitleidenschaft gezogen ist, dass sie nicht mehr richtig arbeitet. In der Folge pumpt das Herz nicht mehr genügend Blut durch den Körper. Der Herzmuskel verdickt sich durch die starke Belastung und gleicht über viele Jahre die sogenannte „Aortenklappenstenose“ aus. Schließlich treten Beschwerden auf wie Verlust der Leistungsfähigkeit, extreme Kurzatmigkeit, Schwindel, plötzliche Bewusstlosigkeit oder Embolien. Die Prognose bei unbehandelter hochgradiger „Aortenklappenstenose“: noch maximal zwei Lebensjahre.

„Noch vor 10 Jahren konnte man rund 20 Prozent der Menschen mit Aortenklappenstenose nicht mehr helfen, weil sie eine Operation nicht überstanden hätten. Heute sind es nur mehr 5 Prozent. Mit der TAVI-Methode haben nun auch Menschen im fortgeschrittenen Alter oder mit Begleiterkrankungen – also PatientInnen mit hohem Operationsrisiko – eine Chance auf ein längeres Leben in besserer Lebensqualität“, sagt der Innsbrucker Kardiologe Univ. Prof. Dr. Guy Friedrich im Rahmen der Pressekonferenz zum 20. Kardiologie-Kongress Innsbruck. „Das Bewusstsein, dass ich auch im fortgeschrittenen Alter mit minimalem Risiko eine Herzklappenoperation überstehen, damit meine Lebensqualität deutlich verbessern und mein Leben verlängern kann, fehlt aber derzeit noch in der österreichischen Bevölkerung. Daher ist die Dunkelziffer an potentiellen Patienten sehr hoch“, sagt Friedrich.

Von den insgesamt ca. 300 Herzklappen-PatientInnen in Tirol werden bereits ein Drittel Katheter gestützt.(TAVI) über einen kleinen Gefäßzugang (Stich) in der Leiste operiert. Die PatientInnen sind in der Regel älter als 75 Jahre und werden im Vorfeld durch strenge Auswahlkriterien ausgewählt, die wesentlich aufwändiger sind, als die Operationsmethode selbst.

Die TAVI-Methode wurde in den letzten Jahren weiter verfeinert. Der Katheter, der durch das Gefäß aus der Leiste eingeführt wird und die neue Herzklappe zum Herzen transportiert und dort fixiert, wurde von 9 Millimetern Durchmesser auf 5 Millimeter verkleinert. Damit ist die Operation noch schonender für PatientInnen.

Im Gegensatz zur „offenen OP“ ist die Katheter gestützte OP kürzer, die Genesung erfolgt schneller und die PatientInnen sind wieder rascher im Leben zurück. Die zwei Drittel PatientInnen, die nach medizinischem Standard „offen“ operiert werden, müssen auch nicht mehr die komplette Durchtrennung des Brustbeines über sich ergehen lassen. 90 % der herkömmlichen Operationen werden mittlerweile in Innsbruck auch über einen kleineren Schnitt im Brustkorb minimalinvasiv operiert . Eine mittlerweile Standardmethode, die zu einer bemerkenswerten Verkürzung der Rehabilitationszeit führt.

Kein Wunder, dass der Gedanke nahe liegt, auch jüngere PatientInnen in Zukunft nach der TAVI-Methode zu operieren, zumal sie in der Regel auch über eine bessere körperliche Konstitution verfügen und damit ein geringeres Operationsrisiko aufweisen.

Sowohl Kardiologe Friedrich als auch der Innsbrucker Herzchirurg Univ. Prof. Dr. Nikolaos Bonaros sehen die Zukunft der Herzklappenoperation Katheter gestützt.. Steigerungsraten bis zu 30 % pro Jahr sehen sie realistisch. „Derzeit sind allerdings die Daten der neuen Technik noch zu jung, um die Dauerhaftigkeit dieser Methode auch für jüngere PatientInnen unter Beweis zu stellen“, sagt Bonaros. „Die Haltbarkeit der bei TAVI eingesetzten Klappen-Prothese ist noch nicht lange genug untersucht.“

Das Auswahlverfahren der PatientInnen ist im Moment aufwendig und die Kosten für das Gesundheitssystem können nicht ignoriert werden. Der Erfolg der TAVI hat einen unerwarteten Nebeneffekt: Die Sterblichkeit und die Komplikationsraten nach offener Operation haben sich um einen Faktor 5 reduziert. Ein Effekt, der sowohl mit dem „Abfangen“ der Hochrisiko-Patienten durch die TAVI, als auch mit der Verwendung minimalinvasiver Methoden und mit der Verbesserung der Operationstechnik verbunden ist.

Beide Ärzte sehen in Zukunft ein „Zusammenwachsen von Kardiologie und Chirurgie am Herzen“. In Innsbruck ist das bereits seit 10 Jahren der Fall: Von Anfang an wird die TAVI-Operation durch einen Kardiologen und einen Herzchirurgen gemeinsam durchgeführt, um für PatientInnen ein Höchstmaß an Sicherheit zu gewährleisten. Spezialisten beider Fachdisziplinen arbeiten vor, während und nach der Behandlung zusammen, um das bestmögliche Ergebnis zu erreichen. Dadurch werden bei einer sehr komplexen Erkrankung, zwei Konkurrenz-Verfahren ergänzend angewendet,um eine maßgeschneiderte Therapie der Patientinnen und Patienten zu gewähren.

Auch das neue Herzzentrum an der Universitätsklinik Innsbruck trägt der Zusammenarbeit von Kardiologen und Herzchirurgen Rechnung.

Verkalkung der Herzklappe: Lebensstil ist nicht verantwortlich!

Wer im Alter an einer Verkalkung der Herzklappe leidet, lässt sich im Übrigen nicht vorher sagen. Auch ein noch so gesunder Lebensstil hat offenbar keinen Einfluss ebenso wenig wie die Genetik. „Wir wissen heute noch nicht, warum jemand diese Verkalkung entwickelt. Wir sehen das allerdings bereits zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr, dass jemand gefährdet ist. Die Operation sollte dann zwischen 70 und 80 erfolgen“, sagt Friedrich.

Frauen profitieren mehr als Männer

Statistisch profitieren Frauen von TAVI mehr als Männer, weil sie in der Regel älter werden. Unklar ist derzeit aber noch, warum Frauen auch bei der Operation selbst besser abschneiden. „Es scheint so, dass sich die linke Herzkammer bei der Frau schneller und besser erholt als beim Mann“, sagt Friedrich.

Nähere Informationen: Dir. Univ. Prof. Dr. Günter Weiss, guenter.weiss@i-med.ac.at Univ. Prof. Dr. Guy Friedrich, guy.friedrich@i-med.ac.at Univ. Prof. Dr. Nikolaos Bonaros, nikolaos.bonaros@i-med.ac.at

Kontakte mit Ärzten, Texte, Fotos, organisatorische Sonderwünsche: e & k public Relations Charlotte Sengthaler Tel.: +43 6642030370 E-Mail: c.sengthaler@ekpr.at

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Aussender: Kardiologiekongress Innsbruck – Charlotte Sengthaler e.U. Ansprechpartner: Kardiologiekongress Innsbruck – Charlotte Sengthaler – e & k public relations Tel.: 0664 2030370 E-Mail: c.sengthaler@ekpr.at Website: www.kardiologie-innsbruck.at