Wien (pts034/29.11.2017/12:10) – Allein letztes Jahr mussten 24,2 Millionen Menschen auf Grund von Naturkatastrophen ihre Heimat verlassen. Die Bekämpfung des Klimawandels ist nicht nur eine ökologische, sondern eine ernstzunehmende soziale Frage. Bis zur Mitte des Jahrhunderts könnte die Zahl der Flüchtlinge, die auf der Suche nach einem neuen Lebensraum sind, auf eine Milliarde steigen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien kann hier als Teil eines Lösungsansatzes dienen. Diesen Themenkomplex diskutierten Entscheidungsträger aus Forschung- und Wissenschaft, von führenden Umwelt- und Sozialverbänden und dem Bereich der erneuerbaren Energien im RadioKulturhaus.
Auf der Website der UNO-Flüchtlingshilfe ist zu lesen, dass sich in den letzten 20 Jahren die Anzahl der Naturkatastrophen in Folge des Klimawandels verdoppelt hat. Laut Internal Displacement Monitoring Centre (IDMC) hat sich in den letzten 40 Jahren die Gefahr von Naturkatastrophen betroffen zu sein, sogar um 60 Prozent erhöht. Allein im vergangen Jahr mussten 24,2 Millionen Menschen in 118 Ländern auf Grund von Naturkatastrophen ihre Heimatregion verlassen.
Darüberhinaus fehlen in diesen Zahlen jene Flüchtlinge, die durch langanhaltende Extremwetterlagen wie Dürre ihr Land verlassen mussten. Bis zur Mitte des Jahrhunderts könnten, so einige Prognosen, die Flüchtlingszahlen auf das Zehnfache steigen. „Dies hängt natürlich von den Maßnahmen ab, die bis dahin gesetzt werden“, bemerkt Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher der Umweltorganisation GLOBAL 2000 und setzt fort: „Welches Ausmaß diese Krise haben wird, hängt viel vom Gelingen der Bemühungen ab, klimaschädliche Treibhausgase zu reduzieren.“
„Der Klimawandel verschärft Hunger und Armut und zwingt mehr und mehr Menschen zur Aufgabe ihrer Heimatregion. Wir sehen das bereits bei unseren Projekten in verschiedenen Ländern, die wir betreuen“, erklärte Michael Bubik, Geschäftsführer der Diakonie Eine Welt und setzt fort: „Dabei tragen die Betroffenen zum Klimawandel so gut wie gar nichts bei. Die Unterstützung dieser Menschen ist daher ein Gebot der Menschlichkeit und des Anstandes.“
Klimawandel ist eine Hauptursache für Flucht
Spätestens seit der Klimakonferenz in Paris ist die Dringlichkeit des Klimaschutzes unübersehbar. Zur diesjährigen Klimakonferenz in Bonn richteten 15.000 Wissenschaftler einen dringenden Appell und eine „Warnung an die Menschheit“ an die Staatenführer, keine Zeit mehr zu verlieren und den Klimaschutz beherzt anzugehen.
„Der Klimawandel ist schneller vorangeschritten als wir das noch vor einigen Jahren für möglich gehalten hätten“, erklärt Herbert Formayer, Professor am Institut für Meteorologie der Universität Wien und weiter: „Gerade Österreich hat hier in den letzten Jahren viel zu wenig getan. Es besteht dringender Handlungsbedarf.“
Gerhard Wotawa, Meteorologe an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und Obmann des Climate Change Centre Austria (CCCA) ergänzt: „Das Thema der umwelt- und klimabedingten Migration wird in Zukunft immer bedeutender werden. Ohne rasche Klimaschutzmaßnahmen werden in den kommenden 30 bis 40 Jahren die Lebensbedingungen im gesamten Mittelmeerraum und in Afrika südlich der Sahara immer schlechter werden. Zusammen mit den teilweise extrem hohen Geburtenraten in diesen Ländern müssen wir hier mit ernsten Problemen rechnen.“ Bereits im Jahr 1990 wies der internationale Weltklimarat (IPCC) auf den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Flucht hin.
Konfliktauslöser Klimawandel
Oft hat der Klimawandel zumindest einen Anteil an vielen Konflikten. So ist der Klimawandel auch ein Mosaiksteinchen der Ursachen für den aktuellen Konflikt in Syrien. Vor dem Ausbruch der Gewalt mussten mehr als 1,5 Millionen Menschen ihre Lebensräume nach mehrjährigen schweren Dürren verlassen. Die in die Städte flüchtende Bevölkerung fand dort keine Arbeit. Dieser Umstand bot einen optimalen Nährboden für fundamentalistische Gruppen. „Durch die angespannte Klimasituation und die häufiger auftretenden Naturkatastrophen verschlechtert sich weltweit die Lage für Menschen, die bereits unter schwierigen Bedingungen leben, besonders für Frauen und Kinder. Als Folge nehmen Menschenrechtsverletzungen zu“, berichtet Annemarie Schlack, Geschäftsführerin von Amnesty International Österreich und ergänzt: „Unsere Aufgabe ist in diesem Bereich die Unterstützung von MenschenrechtsverteidigerInnen, die sich Vorort für eine Verbesserung der Lebensbedingungen einsetzen.“
Erneuerbare Energien als Lösungsansatz
Auf der einen Seite bilden Erdöl und Erdgas für viele terroristische Gruppen eine sichere Einnahmequelle. Fossile Energien halten somit die gewalttätigen Konflikte zusätzlich am Laufen. „Österreich bezieht den Großteil seiner Energie aus Ländern die eine andere Wertewelt haben als wir. Die Menschen in Österreich fühlen sich zu einem großen Teil durch diese fremden Werte bedroht. Trotzdem unterstützen wir sie wirtschaftlich durch unsere Energieeinkäufe“, bemerkt Peter Püspök, Präsident des Dachverbandes Erneuerbare Energie Österreichs (EEÖ) und ergänzt: „Energieimporte aus politisch instabilen Ländern können mit ein bisschen gutem Willen durch heimische Energien aus Sonne, Wasser, Wind und Biomasse ersetzt werden. Neben den positiven Auswirkungen auf das Klima verbessern wir damit die Handels- und Zahlungsbilanz und trocknen die Quellen der Terrorfinanzierung aus.“
Auf der anderen Seite vermeiden erneuerbare Energien klimaschädliche Emissionen und schützen so das Klima. Um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten, muss die Energieversorgung zur Gänze auf erneuerbare Energien umgestellt werden. „Für Österreich erfordert dies einen raschen und starken Ausbau der erneuerbaren Energien“, bemerkt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft und ergänzt: „Je schneller wir den Umstieg auf eine CO2-freie Gesellschaft schaffen, desto mehr helfen wir auch mit, dass die Klimaflucht nicht noch weiter zunimmt und viele Menschen ihr Zuhause nicht verlassen müssen. Österreich muss daher auch andere Regionen der Erde auf dem Weg zu einer nachhaltigen Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energien mit Technologien, Know-how Aufbau und Finanzierung verstärkt unterstützen.“
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