Wien (pts038/30.08.2016/14:05) – Eine maschinelle Herz-Kreislauf-Unterstützung mittels extrakorporaler Membranoxygenierung (ECMO) ist bei Patienten mit Herz- und Lungenversagen nach einer Herzoperation oft die einzige Möglichkeit zur Kreislaufstabilisierung. Bei diesen kritisch kranken Patienten liegt das 30-Tages-Überleben zwischen 31 Prozent und 42 Prozent, die Risikoabschätzung ist schwierig. Forscher der MedUni Wien/des AKH Wien haben jetzt herausgefunden, dass die Entwicklung einer Schockleber („hypoxische Hepatitis“) nach dem Einbau der Herz-Lungen-Maschine ein bedeutender Risikomarker bei herzchirurgischen Patienten ist.
„Eine Schockleber ist ein starker und unabhängiger Prädiktor für das 30-Tages- und Langzeitüberleben“, so die Studienautoren Priv.-Doz. Dr. Klaus Distelmaier und Priv.-Doz. Dr. Georg Goliasch (MedUni Wien/AKH Wien) in einer auf dem Europäischen Kardiologenkongress in Rom vorgestellten Studie. „Mit diesem Nachweis konnte das eingeschränkte Wissen im Bereich der Risikoabschätzung dieses Patientenkollektivs erweitert werden.“
Eine bessere Risikoabschätzung dieses Hochrisikopatientenkollektivs könnte in Zukunft signifikanten Einfluss auf Therapiestrategien sowie die Beurteilung der Prognose haben, ist ein Ergebnis der Studie: „Da die Bestimmung der Leberenzyme kostengünstig ist und auf der Intensivstation ohnehin routinemäßig regelmäßig erfolgt, hat das Screening nach einer Schockleber hohes Potential, im klinischen Alltag unmittelbar Anwendung zu finden.“
Da eine Schockleber in Folge einer gestörten Organdurchblutung bei Intensivpatienten mit einer hohen Sterblichkeit einhergeht, untersuchten die Wiener Forscher in ihrer Arbeit die Inzidenz einer Schockleber bei Patienten mit ECMO-Unterstützung und deren Einfluss auf das Kurz- sowie Langzeitüberleben. Das untersuchte Patientenkollektiv bestand aus 240 Patienten, die nach erfolgter Herzoperation zur Kreislaufunterstützung eine ECMO-Therapie erhielten. Bei 35 Patienten (15 %) wurde eine Schockleber identifiziert. In einer mittleren Beobachtungszeit von 37 Monaten verstarben 156 der Patienten (65 %). Die Entwicklung einer Schockleber war unabhängig von vorbestehenden Lebererkrankungen.
Eine Schockleber wurde definiert als eine Auslenkung der Lebertransaminasen Glutamat-Oxalacetat-Transaminase und Glutamat-Pyruvat-Transaminase um mehr als das 20-fache über dem oberen Normalwert in den ersten 72 Stunden nach ECMO-Einbau.
Quelle: Distelmaier et al: Impact of hypoxic hepatitis on mortality in patients undergoing extracorpoeal membrane oxygenation following cardiovascular surgery
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